Billy, der alte Haudegen, noch vor 4 Jahren war es unvorstellbar ihn nur in die Nähe von Kindern zu lassen, war aber egal, er hatte sich in den Kopf gesetzt, Teil meines chaotischen Lebens zu
werden und es stand auch gar nicht zur Diskussion nun doch in eine andere Familie vermittelt zu werden. Also bekam er nicht nur ein durchgeknalltes, schwer beschäftigtes Frauchen, sondern auch
ein potentielles Beutewesen mit kleinen Ärmchen und Beinchen dazu. Rassentypisch liegt ihm das Jagen natürlich im Blut und gejagt wird, was sich bewegt und stehen bleibt, sobald Hund es packt, da
sind Kinder doch ein gefundenes Fressen.
Da ich aber (mittlerweile) zur zweifach Tante gemacht wurde, war klar, dass ich dem hauptberuflichen Jäger klar machen musste, dass Kinder fortan nicht mehr auf seinen Speiseplan gehören würden und nein, ein leichtes Anknabbern würde wohl auch nicht mehr drin sein, ganz im Interesse meiner Schwester, der zu Billys Verwunderung doch so einiges an den kleinen Schreihälsen liegt.
Also starteten wir ins "Kinder lieben oder zumindest akzeptieren" Trainingsprogramm. Aufgrund meiner damaligen, völligen Unwissenheit, ging ich davon aus, dass sich dieses "Problem" schnell beheben lassen würde, allerdings habe ich die Rechnung ohne Billy, den Kinderknabberer gemacht.
Fortan lagen auf unseren Routen erstaunlicherweise immer Kindergärten, Grundschulen, Spielplätze und Spielwiesen, mit den dazugehörigen, jahreszeitenabhängigen Dezibelstärken schreiender Kinder. Spätestens bei dem Wort Jahreszeiten lässt sich wohl erahnen, dass das "Problem" nicht in ein paar Wochen, wie von dem chaotischen, immer schwer beschäftigten Frauchen angenommen, vom Tisch sein würde. Nach einiger Zeit waren Kinder dann schon ganz okay, solange sie nur nicht den Drang verspürten vor dem großen Wolf die Flucht zu ergreifen. Noch ein Abbruchsignal auftrainiert und der nun pensionierte Kinderjäger war Geschichte. GESCHAFFT!!!
Denkste, chaotisches, immer schwer beschäftigtes Frauchen ...
Blieb ja noch das Problem des Anknabberns von Kinderärmchen und Pöpschen, um sie kreativ mit kleinen roten Punkten zu verschönern, so oder so ähnlich dürften zumindest die Gedankengänge des
Dicken gewesen sein. Aber Frauchen hat für diese Fälle ja ein Abbruchsignal trainiert, hätte auch ganz gut geklappt, wenn sie nicht eine Kleinigkeit übersehen hätte.
Es gibt ja solche Hunde, die ganz ganz toll anzeigen, wenn ihnen alles zu viel wird, sie fletschen bilderbuchähnlich die Zähne, Knurren oder gehen einfach aus der Situation und es gibt Billy, der
all diese, für Hunde typischen, Verhaltensweisen, für sich als völlig unnötig und energieraubend abgestempelt hat. Für ihn ist ein kurzes Vibrieren der Lefze völlig ausreichend, damit hat er ja
nun auch wirklich deutlich gesagt, dass er das nicht möchte oder? Von der Lefzenvibration bis zur kreativen Verzierung mit roten Punkten vergehen dann so 2 Sekunden, reicht doch auch völlig aus.
Und schlagartig wird dem Frauchen klar, dass Hund nun unter ständige Beobachtung gestellt wird, ob er will oder nicht. Also haben wir uns durchgebissen und Frauchen gleichzeitig gelernt,
dass sie schneller sein muss, als die Reißzahnpinsel des Dicken.
Lefzenvibration - Abbruchsignal
Lefzenvibration - Abbruchsignal
Lefzenvibration - Abbruchsignal
So ging das wochenlang, bis auch der alte Haudegen keinerlei Lust mehr auf dieses Spiel verspürte und sich anstatt dessen immer erst einmal versicherte, ob er meiner Beobachtung unterliegt. Für diesen Blick aus seinen senfgelben Augen gab es ein Lob und die Befreiung aus der unglücklichen Situation, in die er sich mal wieder selbst gebracht hat. Nun wurde auch ihm klar, dass sein Leben deutlich entspannter ist, wenn er sich zurücklehnt, mit seinen Äuglein delegiert und Frauchen arbeiten lässt.
Mein lieber Billy, es macht mich glücklich und stolz zu sehen, wie sehr wir beide an unseren Aufgaben und Baustellen gewachsen und zusammengewachsen sind. Ich danke dir für all dein Vertrauen und dass du mir die Chance gegeben hast, dir zu zeigen, dass nicht alle großen und kleinen Menschen schlecht sind und gefressen werden müssen.